Die jährliche Wiederkehr der Verstorbenen ist in Mexiko gesichert. Der „Dia de los Muertos" ist ein mehrtägiges Fest, das vom 31. Oktober bis zum 2. November (bei uns Allerseelen) gefeiert wird und inzwischen von der UNESCO in der ,,Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit" aufgenommen wurde. Prägend für die Festivität ist der bunt bemalte Totenkopf, der CALAVERA.
So wie es jährlich zur Wiederkehr des Totenfestes kommt, scheint es im Jahresrhythmus Spiele zu dem Thema zu geben. Im letzten Jahr hat Martin Schlegel ein taktisches Spiel unter dem Titel ADIÓS CALAVERA! bei Mücke Spiele veröffentlicht. Ganz aktuell widmet sich Klaus-Jürgen Wrede nicht irgendwelchen CARCASSONNE-Erweiterungen, sondern lässt uns den Hauch der Toten spüren.
Ganz gruselig wird es nicht, aber spannend geht es trotzdem in dem Roll and Write-Spiel vom moses. zu. Wredes sechs Würfel besitzen jeweils vier unterschiedliche Farben, eine Jokerseite und eine für den Totenkopf. Der Block erlaubt Eintragungen für die vier Würfelfarben, die ab der sechsten Markierung mit steigender Tendenz punkteträchtig sind. Vier bis zehn Siegpunkte können die Spieler in dem Bereich gewinnen. Darüber hinaus kippt die Wertung und kann mit Minuspunkten enden.
Das klingt sehr herkömmlich, entwickelt aber eine eigene Spannungskurve, die natürlich an den CALAVERAs liegt. Gewürfelt wird maximal dreimal. Der aktive Spieler muss sich dann für eine Würfelfarbe entscheiden, meist die, die er am häufigsten geworfen hat, um Kreuze in der jeweiligen Farbreihe zu machen. Joker ergänzen nie eine Farbe, sondern werden eigenständig genutzt. Dabei darf der Joker auch für eine Farbe herangezogen werden, die auf dem Tisch liegt. Das Rosensymbol für den Joker wird aber vor allem dann gebraucht, wenn eigene Farben in der Gewinnzone angelangt sind. Dann lässt sich das Ergebnis nämlich „einfrieren“ und ist damit gesichert. Bis zu sechs Punkten kostet das zwei Rosen, in der hohen Region von acht und zehn Punkten brauchen die Spieler drei Joker zur Ergebnissicherung.
Kommen wir endlich zum CALAVERA, der anfangs mit Wohlwollen, später mit immer mehr Skepsis beäugt wird. Jeder Würfel mit dem Totenkopf muss zur Seite gelegt werden. Er besitzt stets Auswirkungen auf die Mitspieler. Zu Beginn dürfen, im fortgeschrittenen Spiel müssen die Kontrahenten verbleibende Farben oder Joker auf ihren Würfelbögen eintragen und das hat Konsequenzen. In den ersten Runden gehen die eher in die Richtung, dass man sich mit weniger Farbkreuzen begnügt, wenn kein Totenkopf gewürfelt wurde, weil die Gegner dann nichts abbekommen. Gegen Ende wird es viel spannender, da kann ich mich bei einem Wurf mit nur zwei Farben und einem Totenkopf durchaus für die weniger häufig vorkommende Farbe entscheiden, damit mindestens ein Gegenspieler in die Todeszone kommt und punktemäßig abstürzt. Dieses Element macht aus CALAVERA ein äußerst interaktives Würfelspiel, bei dem alle in den letzten Runden Hoffnungen äußern und Verwünschungen ausstoßen.
Taktisch zu erwähnen sind noch die Zwischenwertungen. Wer sich gleichmäßig in allen vier Farben fortentwickelt, kassiert Bonuspunkte beim Erreichen der dritten, sechsten und neunten Linie. Dabei erhält der Erste zwei Punkte mehr als nachfolgende Spieler. Die Würfelrunde endet sofort, wenn ein Spieler alle vier Farben eingefroren hat, aktiv durch Rosenwurf oder passiv, wenn er in die Todeszone geschoben wurde.
Das Erstaunliche ist, dass in Roll and Write-Spielen immer wieder neue Aspekte zu entdecken sind. Hier sind es die CALAVERA-Zone und die Auswirkungen der Totenkopfwürfe. Wredes Idee kann sich sehen lassen. Der moses. Verlag verpackt das Spiel in die gewohnt stabile Schuberpackung. Die Würfel fallen etwas klein aus, Stifte fehlen, dafür gefällt mir die grafische Arbeit des Kreativbunkers gut.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: CALAVERA
Autor: Klaus-Jürgen Wrede
Grafik/Design: Kreativbunker
Verlag: moses.
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: 20 Min.
Preis: ca. 12 Euro
Spiel 19/2019